Die Akupressur hatte wie andere fernöstlichen Heilkünste wie z.B. Shiatsu eine Hochblüte in den 80er und 90 er Jahren in Deutschland. Leider ist dieser uralte Schatz der chinesischen Medizin in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten. Akupressur gibt uns Therapeuten, Dozenten und auch unseren Patienten und damit Mitmenschen wertvolle Techniken für den (Praxis-)Alltag an die Hand, die leicht umsetzbar sind. Es sind einfache Handwerkzeuge, die jedem Menschen zugänglich sind und innerhalb kürzester Zeit erlernt und angewendet werden können. In meinem Praxisalltag gebe ich meinen Patienten einfache Übungen an die Hand, damit sie eigenverantwortlich und aktiv den Genesungsprozess unterstützen und ihre Ressourcen stärken können. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Prävention immer noch das höchste Gut in den fernöstlichen Heilmethoden darstellt und die regelmäßige Anwendung von Akupressur und anderen Methoden nicht nur das Wohlbefinden fördert, sondern auch die Lebenskraft (chinesisch „Qi“) stärkt.
Die Akupressur entstammt dem weiten Gebiet der Traditionell Chinesischen Medizin. Neben der Akupunktur, Kräutermedizin, der manuellen Behandlungsform Tuina, Dietätik, Moxibustion und Künsten wie Qi Gong oder Taijiquan ist sie ein wertvolles Handwerkszeug in der ganzheitlichen Behandlung. Da sie in der Traditionell Chinesischen Medizin wurzelt, liegt ihr die Theorie dieser Erfahrungsmedizin zugrunde. Das Faszinierende an der TCM ist, dass sich ihr Wissen über einen sehr langen Zeitraum von vielen tausenden Jahren angesammelt hat – aus der Beobachtung der Natur, des Menschen und den Gesetzmäßigkeiten zwischen Himmel und Erde heraus. Der gesamte Makrokosmos (die Natur) spiegelt sich im Mikrokosmos des Menschen wieder. Dieser reiche Erfahrungsschatz wurde erstmalig im 3.Jahrhundert vor Christus im „Neijing“ zusammengefasst. Weitere Konzepte wie die fünf Wandlungsphasen (fünf Elemente), das Verständnis von Yin und Yang sowie die energetische Anatomie (das Leitbahnen- / Meridian – Netz des Körpers) bilden die fundamentalen Grundlagen zur ganzheitlichen Behandlung. Die Disharmonien zeigen sich im Organismus zunächst auf einer feinen energetischen Ebene. Wenn man diese frühzeitig genug aufspürt und der Organismus wieder in seinen harmonischen Zustand zurückfindet, leben wir das Prinzip der Prävention. Ist das Gleichgewicht von Yin und Yang Kräften über einen längeren Zeitraum oder in einer bestimmten Intensität ins Ungleichgewicht geraten, entstehen Beschwerden. Verschiedene innere wie äußere pathogene Faktoren können hier eine Trigger-Funktion übernehmen. Beispiele für äußere pathogene Faktoren sind z.B. klimatische Bedingungen wie Wind, Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit oder Kälte. Zu den inneren pathogenen Faktoren zählen Emotionen wie z.B. Zorn, Frustration, Übermaß an Freude, Sorge, Grübeln, Trauer und Angst. Die Emotionen und klimatischen Bedingungen an sich sind nicht das Problem! Nur wenn diese auf einen geschwächten oder disharmonischen Organismus treffen, der entsprechende Empfindlichkeiten aufweist (Disposition) kommt es Beschwerden. Andere Krankheitsursachen, die zu berücksichtigen sind, sind Fehlernährung, Umwelteinflüsse, Unfälle, Stress, Bewegungsmangel etc.
Das Spannende an der Akupressur ist, dass wir unsere Handwerkszeuge zur Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts immer mit uns haben, nämlich unsere Hände.
Achtsame Berührung ist der Weg.