In seiner Mitte ruhen und geborgen sein
„In den ursprünglichen Diagrammen der 5 Elemente wurde die Erde als das zentrale Element dargestellt, um das sich Wasser und Holz, Feuer und Metall den vier Himmelsrichtungen entsprechend anordneten...Unsere Sprache kennt viele Redensarten, die unsere Verbindung mit der Erde ausdrücken, wie z.B. „mit beiden Beinen auf der Erde stehen“, „den Boden unter den Füßen verlieren“...Die Erde ist unsere zentrale physische Realität von dem Augenblick an, in dem unser Leben im Mutterleib beginnt, bis hin zu dem Moment, in dem wir selber wieder zu Erde werden. Unser Realitätssinn stützt sich auf die Stärke des Erdelements in uns. Wie wir auftreten, ob wir mit beiden Beinen im Leben stehen, ob wir uns in diesem Leben zu Hause und geborgen fühlen, ob wir uns im großen und ganzen wohl in unserer Haut fühlen und ob unsere Ausstrahlung und unser Aussehen gesund und vital sind – all dies hängt von unserer Verbindung mit der Erde ab...“ (Achim Eckert, aus „Das heilende Tao“)
Einführung – die Wandlungsphase Erde innerhalb der fünf Elemente
Das Konzept der fünf Wandlungsphasen ist neben dem Yin-Yang-Konzept ein wesentlicher Grundpfeiler der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM). Dieser Schatz ist aus der Beobachtung der Natur entstanden und bewährt sich, obwohl viele tausende Jahre alt, immer noch in der Diagnose und Behandlung. Die fünf Wandlungsphasen oder Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) bedingen und durchdringen einander. Das Leben fließt und permanente Veränderung ist charakteristisch für diesen Fluss. So wie die Jahreszeiten sich beständig wandeln, vollzieht sich diese Wandlung auch in uns und zeichnet sich durch bestimmte Qualitäten und Merkmale aus. Sie entziehen sich einer klaren Trennung und Kategorisierung, so wie wir es in unserem westlichen Denken gewohnt sind. So können wir dieses Konzept nicht allein mit unserem Kopf-Denken in seiner Tiefe erschließen, es braucht unser intuitives Denken und Spüren, um es zu verinnerlichen und auf feineren Ebenen zu ergründen.
Alle Wandlungsphasen sind gleichermaßen wichtig und dennoch nimmt das Erdelement eine herausragende Stellung ein. In vielen Kulturen wird die Erde als göttliche Urmutter verehrt, die ihre Kinder (die Menschen, Pflanzen und Tiere) großzügig und selbstlos nährt und umsorgt. Sie gebiert Leben und wir kehren zu ihr zurück, wenn wir diese Daseinsform verlassen. Der Spätsommer ist die Jahreszeit des Erdelements, eine Zeit der Fülle und der Ernte. Es ist die Zeit wo die Ernte in die Kornkammern gebracht und für den Winter haltbar gemacht wird. In Zeiten von Supermärkten, 24/7 online shopping und Überfluss haben die meisten Menschen den Bezug zum Geben und Nehmen im Kreislauf der Natur verloren. Alles ist wie selbstverständlich zu jeder Zeit vorhanden – so scheint es.
Eine der großen Schulen der Chinesischen Medizin, welche von Li Dongyuan (1180 – 1251) begründet wurde, betont die Stärkung des Magen und Milz Funktionskreislaufes.
Von der physiologischen Position her liegen beide Organe in der Mitte des Körpers – im mittleren der „drei Erwärmer“. Die Funktion von Milz und Magen ist es alle Organe zusammen bzw. an ihrem Platz zu halten und sie zu nähren. Aus diesem Grund nennt man sie auch Mitte. Die traditionelle chinesische Vorstellung der Funktion von Magen und Milz ist nicht auf physische Begebenheiten begrenzt, sondern vielmehr ein energetisches Konzept. So ist die Funktion der „energetischen Milz“ in der chinesischen Medizin nicht mit dem Organ Milz der modernen westlichen Medizin identisch. Zudem gab es im alten China kein konkretes Wissen über die einzelnen Drüsen und die Aufgaben des Hormonsystems. Eine „starke Mitte“ entspricht - übersetzt in die Terminologie der westlichen Medizin – daher eher einem gut funktionierenden Verdauungssystem, und zwar insbesondere einer guten Funktion von Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse. Die Mitte hält nicht nur alle Organe zusammen, sondern versorgt sie auch noch mit Wärme, Blut und Energie. Ähnlich wie die Sonne in unserem Sonnensystem, ist die Mitte der nährende, ruhende Pol des Körpers.