Taijiquan (太极拳 sprich Tai Dschi Dschüän) gehört zur Familie der “inneren Kampfkünste” den Neijiaquan (家拳 sprich Nei Dschia Dschüän. Es kultiviert die körpereigene Lebenskraft Qi (氣 sprich Tschi), die Atmung und die Balance und stärkt somit die Gesundheit. Die Bewegungen des Taijiquan erinnern an die Qualitäten des Wassers: so sind diese fließend und passen sich Widerständen an. Und doch kann Wasser in seiner geballten Kraft Dämme einreißen. „Be water my friend“ sagte einst Bruce Lee, inspiriert von der daoistischen Philosophie.
Begründet wurde das Taijiquan im 17. Jahrhundert von Chen Wangting (1600 - 1680). Als General im Ruhestand verfügte er über ein umfassendes kämpferisches und strategisches Wissen. Dieses verband er mit der Philosophie der traditionellen chinesischen Medizin und der “inneren Arbeit” (Neigong) wodurch diese ganzheitliche Kampfkunst entstanden ist.
Eine eher mythologische Legende beschreibt den Ursprung des Taijiquan bei Zhang Sanfeng, einem daoistischen Weisen. Dieser beobachtete einst den Kampf eines Kranichs mit einer Schlang. Geschickt wich die Schlange dem zustoßenden Schnabel des Kranich aus. Aus dieser Erkenntnis entwickelte er eine neue Kampfkunst, deren Bewegungen sanft und geschmeidig, sind aber auch - je nach Tradition - explosive Elemente (Fali) enthalten.
Wir unterrichten in den laufenden Kursen hauptsächlich das Taijiquan des Chen-Stil, welche auf dem Taijiquan von Chen Yu, dem Sohn von Chen Zhaokui und Enkel von Chen Fake, basiert. Dieses zeichnet sich besonders durch eine sehr genaue Positionierung aus. Durch diese und der ihr zugrunde liegenden Spiraldynamik wird ein geschmeidiger und zugleich kraftvoller Bewegungssablauf ermöglicht.
In der Geschichte des Taijiquan haben sich viele Stile entwickelt. Als Ursprung kann bei allen das Chen-Taijiquan angesehen werden. Daraus haben sich im Laufe der Geschichte viele weitere Stile entwickelt wie zum Beispiel Zhaobao, Yang, Wu, Sun oder Sha. In der neueren Zeit haben sich daraus wiederum einige Kurz- und Mischformen entwickelt, welche wir teilweise in einzelnen Seminaren unterrichten. Sehr häufig hört man von überzeugten Vertretern dass dieser oder jender Stil der Beste sei. In der Realität ist jeder Stil nur so gut wie das Verständnis des jeweils Praktizierenden. So kann man auch in einer sehr einfachen Form wie der „Pekingform“ viel Inhalt finden wenn man sich darauf einlässt. Und auch komplexe Formen können sinnentleert sein, wenn man lediglich Bewegungen automatisch „abspult“.
Bei Daowege respektieren wir daher jede Tradition und haben einen undogmatischen Zugang zu den Künsten – entsprechend dem Dao. Frei nach Laozi:
"Das Dao das genannt werden kann, ist nicht das wahre Dao."
"Das Taijiquan das genannt werden kann, ist nicht das wahre Taijiquan."